„Wie schlau schätzt du die Menschheit ein?“ · Wohnzimmer-Gespräch mit Ricarda Lang am 24.01.

30 Jan. von Gunter Neubauer

„Wie schlau schätzt du die Menschheit ein?“ · Wohnzimmer-Gespräch mit Ricarda Lang am 24.01.

Nach einem Wahlkampfauftritt in Weil der Stadt kam Ricarda Lang, bis November Bundesvorsitzende der Grünen, am Freitagabend bei uns zum Wohnzimmer-Gespräch im kleinen Kreis vorbei. Neben Mitgliedern, Unterstützer:innen und Ortschaftsrät:innen der Grünen Liste waren auch die Tübinger Bundestagskandidatin Asli Kücük sowie Benedikt Döllmann, unser Kontaktmann für Hirschauer Belange im Tübinger Gemeinderat, dabei. Für viele verkörpert Ricarda Lang eine junge, hoffnungsvolle Generation in der Politik, die werteorientiert und pragmatisch Verantwortung für eine gute Gestaltung der Zukunft unseres Landes übernimmt. Entsprechend vielfältig waren unsere Diskussionsthemen.

Vor dem Hintergrund des Hirschauer Nahwärme-Projekts ging es etwa um die Energiewende, also eine nachhaltige Energieversorgung vor allem in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Ricarda Lang sprach sich dafür aus, kostengünstige und klimaneutrale Wärme als Teil der verpflichtenden Daseinsvorsorge zu sehen. Die Aufhebung der Sektorengrenzen im Klimaschutzgesetz, um Verkehr und Gebäude zu „schonen“, sieht sie dagegen als Fehler an.

Allerdings dürfe der Bund keine kostenintensiven Aufgaben – zum Beispiel den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 – einfach auf Länder und Kommunen übertragen, ohne diese finanziell auskömmlich auszustatten. Dazu gehört es, Spaltungstendenzen nicht noch zu befördern, etwa mit einer Agenda für die Fleißigen oder einer zugespitzten Kritik der Asyl- und Migrationspolitik. Denn Verbalradikalismus, Schlechtreden, Suche nach Schuldigen, Ängste schüren fördert nicht gerade die Zuversicht, dass soziale Fragen wie Armut, Wohnen und Integration auch gelöst werden können.

Gerade Politiker:innen, die einen radikalen Politikwechsel ankündigen, die uns schnelle und einfache Lösungen versprechen, stünden sehr in der Gefahr, dass sie das dann auch nicht halten und umsetzen können. Das zerstört weiter das Vertrauen in die Politik, und schon müssen die nächsten Schuldigen gesucht werden. Vertrauen entsteht auch nicht, wenn wirtschaftlich starke Lobbygruppen zu viel Einfluss auf die Politik nehmen. So wie aktuell bei der Frage des Verbots von PFAS, den per- und polyfluorierten (Ewigkeits-) Chemikalien.

Helfen könnte es, Konfliktfähigkeit auszubauen, aber nicht Streitlust: Nicht so schnell klein beigeben, seine Argumente schärfen. Denn wenn das Vertrauen in die Politik schwindet, dann reicht es nicht, einfach gegen alle anderen, gegen rechts zu sein – oder jeweils zu behaupten, dass „nur wir“ die Demokratie und den Frieden verteidigen. Man muss klar darin sein, wofür man steht, und trotzdem daran arbeiten, dass die demokratischen Parteien miteinander klarkommen. Was sind gemeinsame Grundwerte und wie stärken wir das Miteinander? Das heißt: Der Menschheit etwas zutrauen …

Von diesem Optimismus und einer trotz großer Krisen und Probleme ungebrochen positiven Einstellung ließen wir uns gerne ein gutes Stück mitnehmen und begeistern.

Bericht im Tagblatt: https://www.swp.de/lokales/tuebingen/wahlkampf-in-tuebingen-ricarda-lang-im-wohnzimmer-77812727.html

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