Ich bin gegen Denkverbote und ich mag Querdenker!
Ich bin gegen Denkverbote und ich mag Querdenker, doch die Äußerung unseres Oberbürgermeisters Boris Palmer überschreitet eine Grenze und diese Grenzüberschreitung kann ich nicht tolerieren. Es geht um diese Äußerung:
„Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen“ (OB Palmer im SAT1 Frühstücksfernsehen am 28.4.20)
Was mich daran stört?
Ich kann und darf Menschenleben, weder in der Qualität noch in der Quantität gegeneinander ausspielen oder bewerten. Spätestens seit der Rampe von Auschwitz geht das gar nicht mehr. Ich folge damit dem Rhetoriker Olaf Kramer, wenn er schreibt „man kann und darf das eine Leben nicht gegen andere aufrechnen“ (SWP, 7.5.20). Und das kapiert Boris nicht. Auch in seinen nachträglichen Entschuldigungen betont er immer wieder, dass es ihm doch nur um die armen Kinder in der Dritten Welt gehe.
Wenn Boris gesagt hätte „Lasst uns die Wirtschaft hochfahren, wir wollen Leben in Afrika retten!“ und uns der Rest erspart geblieben wäre, dann hätten ihm vermutlich alle applaudiert, aber diese unsägliche Verknüpfung hat sein eigentliches Ansinnen vollkommen wertlos gemacht. Für mich erübrigt sich damit auch eine weitere Diskussion um Boris, weil er auf dieser Werteebene absolut blind und taub zu sein scheint. Rein faktisch hat er vollkommen recht, wenn er sagt, dass unsere kapitalistische Art und Weise des Wirtschaftens Menschenleben kostet, dies tat es aber bereits vor Corona. Hat Boris denn da alles dafür getan, Menschenleben zu retten und z. B. Geflüchteten den Weg nach Deutschland oder Tübingen geebnet? Also, ich finde, seine Argumentation ist neben dem NoGo noch nicht einmal sehr glaubwürdig.
Uli Sichau
Besser kann es nicht kommentiert werden! Ich bin ganz deiner Meinung,Uli